Im Berliner Zoo war der herzige Eisbär Knut ein Star. Vierjährig ertrank er urplötzlich in seinem eigenen Wassergraben – ein Schock für Zoobesucher und Mitarbeiter. Inzwischen wissen wir: Grund für diesen Tod war ein epileptischer Anfall, verursacht durch eine Hirnentzündung.
„Süsser geht’s nicht“, titelten die Gazetten im März 2007, als der kleine Eisbär im Berliner Zoo endlich der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Weil die Mutter den Kleinen nicht annahm, musste Knut zuvor rund um die Uhr versorgt worden. Das erste Eisbärbaby in Berlin seit 30 Jahren war von Anfang an ein Star.
Vier Jahre später war Knut kein knuddeliges Baby mehr, doch immer noch eine populäre Erscheinung im Berliner Zoo. Am 19. März 2011 verhielt er sich seltsam: Er drehte sich ziellos und unkoordiniert um seine eigene Achse und wurde immer langsamer. Ein epileptischer Anfall, wie man heute sicher weiss. Vor den Augen der entsetzten Besucher glitt er plötzlich aus und plumpste offenbar bewusstlos in den Wassergraben. Niemand konnte das inzwischen rund eine halbe Tonne schwere Tier vor dem Ertrinken retten. Wäre der Anfall fern vom Wasser passiert, hätte Knut ihn fast sicher überlebt. Normalerweise werden Eisbären 25 bis 30 Jahre alt.
Behandelbare Krankheit
Nach ausführlichen Untersuchungen gaben zwei Spezialisten die Ursache des Anfalls bekannt: Knut litt an einer Hirnentzündung, verursacht durch eine Autoimmunerkrankung.
Diese sogenannte Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis kommt auch bei Menschen vor und wurde erstmals 2007 diagnostiziert. Bei Knut wurde sie erstmals im Tierreich nachgewiesen. Fehlgeleitete Antikörper greifen wichtige Teile des Gehirns an – die Folge sind Halluzinationen, Demenz und epileptische Anfälle. Einmal erkannt, lässt sich die Krankheit inzwischen gut behandeln.
So hat Knuts tragischer Tod noch sein Gutes: Sein prominenter Fall macht diese Form der Hirnentzündung bekannter. Das nützt anderen Patienten mit dem gleichen Leiden – Menschen und Tieren.
Artikel aus Epilepsie-News 3/2018
Foto: Thomas Imo/Alamy Stock Photo