Medikamente können dem ungeborenen Kind schaden – Anfälle aber noch mehr.

Schwangere sollten ein weitverbreitetes Epilepsie-Medikament vermeiden. Warum wir trotzdem nicht darauf verzichten können.

Mehr als ein Drittel der Kinder, deren Mütter Valproat genommen haben, lernen später sprechen und laufen als andere. Sie tun sich schwer in der Schule, sind weniger intelligent. Jedes zehnte Baby kommt zudem mit einer angeborenen Fehlbildung auf die Welt.

«So ein Medikament sollte man verbieten», denken sicher viele. Doch so einfach ist es nicht. Leider hilft der Wirkstoff Valproat – Markennamen Depakine, Orfiril oder Convulex – bei einigen verbreiteten Epilepsieformen deutlich besser als andere Mittel.

Rechtzeitig planen

Frauen mit Epilepsie sollten aber unbedingt Bescheid wissen und sich frühzeitig mit dem Thema befassen. Weil Schwangerschaften oft ungeplant eintreten, empfehlen wir jungen Mädchen eine Umstellung auf ein anderes Medikament – oder allenfalls eine sichere Verhütungsmethode.

Dabei ist es wichtig, Valproat nicht einfach eigenmächtig abzusetzen, sondern den behandelnden Neurologen zu fragen. Nicht immer sind die Alternativen gleich wirksam: «Gerade kürzlich hat eine meiner Patientinnen ihr ungeborenes Kind verloren, weil sie bei einem Anfall unglücklich gestürzt ist», erzählt unser Präsident Prof. Stephan Rüegg. «Zuvor war sie mit Valproat anfallsfrei.» Gelingt die Umstellung nicht, lassen sich die Risiken für den Fötus mit einer niedrigen Dosierung und Zugabe von Folsäure zumindest verringern.

Die Epilepsie-Liga klärt Betroffene und Fachpersonen zum Thema auf. Stephan Rüegg: «Jedes vermeidbar geschädigte Kind ist eines zu viel!»

Artikel aus Epilepsie-News 1/2018