Wir trauern um unser langjähriges Vorstandsmitglied, Dr. phil. Dipl.-Naturwissenschaftler Markus Schmutz (* 3. Mai 1947 in Basel; † 5. Dezember 2021 ebenda).

(Zürich/Basel, Dezember 2021) Markus Schmutz, Neuropharmakologe sowie langjähriges Vorstandsmitglied der Schweizerischen Epilepsie-Liga und zuletzt der Partner- und Patientenorganisation Epi-Suisse, ist am 5. Dezember 2021 nach langer und geduldig ertragener Krankheit in Basel, seinem Geburts- und jahrzehntelangen Arbeitsort, verstorben.

Nach seinem Studium der Zoologie an der Universität Basel mit Diplom 1972 und Promotion 1976 absolvierte er u.a. Weiterbildungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, Queen Square, in London und pflegte im Rahmen des „Antiepileptic Drug Development Program“ eine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Neuropharmakologen Harvey J. Kupferberg bei den National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, Maryland, USA (1).

Bei der Firma Ciba, dann Ciba-Geigy in Basel (heute Novartis) war er bis zu seiner Pensionierung 2014 über viele Jahre als Leiter der präklinischen Antiepileptika-Entwicklung und Epilepsieforschung tätig und dabei u.a. für die präklinische Entwicklung der beiden auch zur Marktreife gelangten Wirkstoffe Oxcarbazepin (2) und Rufinamid (3) verantwortlich. Zuletzt war er „Distinguished Scientist“ und Executive Director gewesen, später wurde er zum Global Head Animal Welfare der Novartis ernannt.

Einer von uns (G.K.) hat ihn schon während seiner Zeit in der Neurologie der Mainzer Universitätsklinik kennengelernt, als er 1987 einen Workshop über das damalige Standard-Antiepileptikum Carbamazepin veranstaltete und publizierte. Markus Schmutz trug damals zusammen mit Ko-Autoren das pharmakologische Profil des Wirkstoffs bei (4).

Auch neben seiner Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie war Markus Schmutz ein geschätzter Fachmann und Kollege. So war er lange Zeit Stiftungsrat der Schweizerischen Stiftung Forschung 3R sowie von 1992 bis 2018 Vorstandsmitglied der Schweizerischen Schweizerische Epilepsie-Liga (bis 2016: Schweizerische Liga gegen Epilepsie) und seit 2010 Vorstandsmitglied bei Epi-Suisse (Patientenorganisation).

Zur Patientenorganisation Epi-Suisse stiess Markus Schmutz zuerst in seiner Funktion als Delegierter der Schweizerischen Epilepsie-Liga. Problemlos bewältigte er den Perspektivenwechsel und wurde zu einem engagierten Fürsprecher für die psychosozialen Anliegen Epilepsiebetroffener – und dies mit viel Menschlichkeit und der Fähigkeit, im richtigen Moment auf kleine Details zu achten und dennoch die grossen Zusammenhänge zu sehen.

Auch in diesen beiden Organisationen wird er wegen seiner zutiefst baslerischen, zurückhaltenden und (selbst-)ironischen Wesensart in Erinnerung bleiben. Dazu gehörte auch eine unglaubliche, in stiller Bescheidenheit ausgeübte Grosszügigkeit. Es erfüllte ihn mit tiefer Freude, andere Menschen glücklich zu machen. Diskussionen und Unterhaltungen mit ihm waren immer in kürzester Zeit von frohem Lachen oder zumindest entspanntem Schmunzeln umgeben. Die Liga ist ihm besonders für seinen engagierten Einsatz in zwei herausfordernden Situationen verpflichtet, als er sich mit seiner grossen Führungs- und Lebenserfahrung einbrachte.

Ein anderer von uns (S.R.) kannte Markus Schmutz auch von seiner nicht-medizinischen Seite. Als echter Basler war er natürlich Fan des lokalen Fussball-Traditionsvereins FC Basel (FCB), der den Schweizer Fussball über viele Jahre dominierte. Ebenso begeisterte er sich für den Tennissport und zählte zu den besten Kennern der Szene. Wer je das Vergnügen hatte, mit ihm einen Tag an den Swiss-Indoors zu verbringen, erlebte eine unvergessliche ebenso fachkundige wie heitere Lehrstunde in dieser Sportart. Und nicht zuletzt hatte er auch eine künstlerische Ader und war dem Jazz sehr zugeneigt. Nicht nur, dass er diese Musik sehr gerne hörte, er war auch Co-Produzent von Jazz-Musikern bzw. Bands wie Enrico Pieranunzi, VEIN oder der Norrbotten Big Band (5)

Markus Schmutz hinterlässt bleibende Spuren – durch seine Forschung, sein Engagement wie auch menschlich. Wir vermissen ihn, sind aber dankbar, ihn gekannt zu haben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, der wir viel Kraft wünschen.

Günter Krämer, Julia Franke und Dominique Meier, Zürich, und Stephan Rüegg, Basel

  1. Kupferberg HJ, Schmutz M. Screening of new compounds and the role of the pharmaceutical industry. In: Engel J Jr, Pedley TA, eds, Aicardi J, Dichter MA, Heinemann U et al, assoc eds. Epilepsy. A Comprehensive Textbook. Volume 2. Philadelphia – New York, Lippincott – Raven 1998: 1417–1434
  2. Schmutz M, Brugger F, Gentsch C et al. Oxcarbazepine: preclinical anticonvulsant profile and putative mechanisms of action. Epilepsia (fourth series) 1994; 35, Suppl 5: S47–S50
  3. White HS, Franklin MR, Kupferberg HJ, Schmutz M, Stables JP, Wolf HH. The anticonvulsant profile of rufinamide (CGP 33101) in rodent seizure models. Epilepsia (fourth series) 2008; 49: 1213–1220
  4. Schmutz M, Klebs K, Mondadori C, Olpe HR. Das pharmakologische Profil des Carbamazepin. In: Krämer G, Hopf HC, Hrsg. Carbamazepin in der Neurologie. Stuttgart – New York, G. Thieme 1987: 4-13
  5. https://www.discogs.com/artist/4251281-Markus-Schmutz