Initiierung, Implementierung, Abbruch – Die neue Taxonomie der Adhärenz und ihre Bedeutung für die Betreuung von Epilepsiepatienten
Zusammenfassung
Die Adhärenz ist kein „entweder-oder“-Verhalten, sondern vielschichtig und komplex. Das Wissen alleine über die Krankheit, die Untersuchungen, die Behandlungsmethoden und die Arzneimittel ist unzureichend, um die Therapieempfehlungen zu befolgen und im Alltag umzusetzen. Umfang und Verständlichkeit der erhaltenen Information sowie die eigenen Einstellungen sind mit der Adhärenz eng verknüpft. Um die therapeutischen Empfehlungen erfolgreich in Taten umzusetzen, braucht es seitens des Patienten die Akzeptanz der Diagnose, die Einsicht in den Nutzen der Behandlung und nicht zuletzt ausreichende körperliche und geistige Fähigkeiten. Die Adhärenz wird mit drei Phasen oder Etappen beschrieben: Initiierung, Implementierung und Persistenz. Es ist unmöglich vorauszusagen, welcher Patient adhärent sein wird und welcher nicht. Doch in der Epilepsie lassen sich sechs Risikosituationen für fehlerhaftes Einnahmeverhalten beschreiben: Non-Akzeptanz der neu diagnostizierten Epilepsie bzw. der Therapie (Initiierung); langjährige Anfallsfreiheit bzw. manifeste unerwünschte Wirkungen (Implementierung); Jugendliche bzw. Schwangere (Persistenz).
Unterstützende Hilfsmittel in Form von Wochendispensern können die Adhärenz fördern. Ihr primärer Zweck ist die visuelle Rückmeldung über erfolgte bzw. vergessene Einnahmen. Neue elektronische Medikamentendispenser ermöglichen weitere Kontroll- und Alarmfunktionen.
I. Arnet, M. Haag, K. E. Hersberger
Epileptologie 2017; 34: 52 – 59