Gedanken von Samuel Wiebe, Präsident unserer Dachorganisation International League Against Epilepsy (ILAE)

Herbst 2021 – Die Pandemie hat das Gesundheitswesen überall verändert. Inzwischen wissen wir, dass COVID-19 sich kaum auf Epilepsien auswirkt und Epilepsiebetroffene nicht mehr gefährdet als andere. Allerdings hat sich die Pandemie vielerorts auf die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Epilepsie ausgewirkt und tut das weiterhin. Behandlungen und Operationen mussten verschoben werden, und nicht immer waren die nötigen Medikamente verfügbar.

Lockdowns und das Ausbleiben persönlicher Kontakte sind für uns alle eine Herausforderung. Das gilt besonders für Menschen mit Epilepsie, die häufiger als andere mit Depressionen oder Angstzuständen kämpfen. Die vorläufigen Ergebnisse einer ILAE-Umfrage zeigen, dass ein Drittel der Epilepsiebetroffenen und ein Viertel ihrer Betreuer in den ersten Monaten der Pandemie von Depressionssymptomen oder Ängsten berichteten.

Wir wissen nicht, wie lange die Pandemie noch dauern wird. Deshalb müssen wir heute alles tun, was wir können, um Menschen mit Epilepsie zu helfen.

Dabei können wir auch von Epilepsiebetroffenen lernen. Viele von ihnen verfügen über aussergewöhnliche Stärke und Widerstandskraft, auch wenn das nicht allen bewusst ist. Sie lebten schon vor der Pandemie täglich mit der Ungewissheit, dass jederzeit ein Anfall ihren Alltag durcheinanderwirbeln könnte. Sie erlebten Vorurteile und Einschränkungen wie das Verbot, Auto zu fahren. Menschen mit Epilepsie haben eine gut trainierte Resilienz, und wir dürfen sie in dieser globalen Krise nicht im Stich lassen.

Es gilt, die Versorgung sicherzustellen, kreative Lösungen zu finden und auch die psychischen Schwierigkeiten anzugehen. Gesichtsmasken und  – in naher Zukunft – eine Impfung können dabei unterstützen.

Angesichts der Ungewissheit brauchen wir alle Durchhaltevermögen und Widerstandskraft. Gemeinsam können wir diese Situation bewältigen und gestärkt daraus hervorgehen.

Den vollständigen Brief an die ILAE-Mitglieder finden Sie hier auf Englisch.

Häufige Fragen zu Coronavirus und Epilepsie