Der gemeinsame Preis für die besten Publikationen der letzten zwei Jahre im Bereich Epileptologie wurde an der Dreiländertagung in Salzburg in zwei Kategorien verliehen.

Gregory Lepeu, Bern/Lausanne
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Gregory Lepeu, Bern/Lausanne

März 2025 – Der Alfred-Hauptmann-Preis für die besten wissenschaftlichen Arbeiten zur Epileptologie aus dem deutschsprachigen Raum geht an Heinz Krestel, Winterthur, und an Gregory Lepeu, Bern/Lausanne.

Den Hauptmann-Preis verleihen die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie gemeinsam mit der Schweizerischen Epilepsie-Liga alle zwei Jahre. Seit 2023 ist er dank vier Sponsoren mit insgesamt 20’000 Euro dotiert. Der Preis ist nach dem deutschen Neurologen Alfred Hauptmann benannt, der 1933 aus Deutschland emigrieren musste.

Gregory Lepeu, Ph.D. vom Inselspital Bern und Arzt in Lausanne, erforschte in seiner Studie «The critical dynamics of hippocampal seizures», wann neuronale Erregbarkeit zu einem epileptischen Anfall führt. Dafür kombinierte er unterschiedliche innovative Methoden und mathematische Modelle und konnte subtile Warnsignale identifizieren, um eine Vorhersage von Anfällen zu ermöglichen. Die Arbeit wurde 2023 in «Nature Communications» publiziert.

Lepeu wird dafür mit dem Alfred-Hauptmann-Preis im Bereich Grundlagenforschung ausgezeichnet. «Seine Arbeiten bahnen den Weg für neue Methoden, um Anfälle besser vorherzusagen und vielleicht sogar gezielt zu verhindern», sagte Laudator Dr. med. Günter Krämer an der Preisverleihung am 27. März 2025 in Salzburg.

Heinz Krestel, Winterthur
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Heinz Krestel, Winterthur

Fahreignung besser einschätzen

Die zweite Hälfte des Preisgelds, für klinische Forschung, erhielt Prof. Dr. med. Heinz Eric Krestel für seine Publikation «Predictive power of interictal epileptiform discharges in fitness-to-drive evaluation», die 2023 in «Neurology» erschien. Krestel war damals an der Universität Yale und dem Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main aktiv; heute arbeitet und forscht er am Kantonsspital Winterthur.

In seiner Untersuchung geht es um ein Thema, das für viele Epilepsiebetroffene äusserst wichtig ist: Die Fahreignung. Kleine Auffälligkeiten ohne Anfälle in der Hirnstrommessung (EEG), sogenannte «interictal epileptiform discharges», können in der neurologischen Bewertung eine Rolle spielen. Nationale und internationale Richtlinien schreiben Mindestzeiträume ohne Anfälle und ein kompatibles Gehirnwellenmuster oder Elektroenzephalogramm (EEG) für bestimmte Verkehrsteilnehmer vor. Doch wie genau EEG-Veränderungen die Reaktionszeit beeinträchtigen und damit die Unfallgefahr erhöhen, dazu gab es bisher kaum genaue Angaben.

Mit seinem Team untersuchte Krestel die Auswirkungen solcher EEG-Ausschläge mit fundierten statistischen Ansätzen und praktischen Tests. Ergebnis ist eine erste Entscheidungshilfe für die Bewertung der Fahreignung anfallsfreier Betroffener anhand des EEG. Interessanterweise gab es praktisch keine Unterschiede zwischen den drei verwendeten Testmethoden, einem schlichten Test mit Blinklichtern, einem Computer-Fahrspiel und einem realistischen Fahrsimulator.

Laudator Günter Krämer kommentierte: «Krestels innovative Untersuchungen sind äusserst relevant für zukünftige Studien zur Fahreignung von Menschen mit Epilepsie und tragen dazu bei, diese anhand der EEG-Befunde immer genauer einzuschätzen.»

Der Alfred-Hauptmann-Preis wird von den Firmen UCB-Pharma, Desitin Pharma, Angelini Pharma und Jazz Pharmaceuticals unterstützt.